Schuler AG

Keiner ist schneller aus Schuler

Kann eine Maschine, die zehn Meter hoch und fast 80 Meter lang ist, einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen? Und ob! Den Beweis tritt die Schuler AG mit innovativer Ingenieurskunst an.

Eingangsfassade des Sitz der Firma Schuler in Göppingen

Was aussieht wie eine moderne Werkstatthalle, ist eine Pressenlinie. „Vereinfacht gesagt, schieben Sie an einem Ende einen Stapel Blech hinein und am anderen Ende kommen komplette Autotüren heraus“, erklärt Uwe Kreth, Leiter der Projektierung bei Schuler. Fünf der Pressenlinien vom Typ Servoline L stehen bei BMW. Mit diesem Projekt demonstriert Schuler sein innovatives Know-how, denn Kraft und Präzision gehen hier eine Symbiose ein. Nicht nur, dass die Pressen eine enorme Presskraft von 9.000 Tonnen erzeugen: Die schweren Stößel lassen sich auch seidenweich und mit unterschiedlichen Zeit-Weg-Profilen bewegen – unmöglich für konventionelle Pressen. Damit aber nicht genug: Zusammen mit BMW entwickelte Schuler eine neue Liniensteuerung, einen neuen Pressenantrieb und eine neue digitale Simulation.
„Für den schnellen und zugleich sicheren Transport von Doppel- und Vierfachteilen musste zudem die Automatisierungstechnik völlig neu konzipiert werden“, ergänzt Kreth. So gelang es Schuler, die Ausbringungsvorgaben von BMW zu erfüllen. Das Ergebnis: mit bis zu 100 Teilen pro Minute ist die Servoline L die schnellste Pressenlinie der Welt. Innerhalb von nur drei Minuten lässt sich die Anlage für einen Produktwechsel umrüsten. „Innovationen sind die DANN des Unternehmens“, erklärt Stefan Klebert, Vorstandsvorsitzender der Schuler AG.
Die Anfänge des Unternehmens waren bescheiden: 1839 gründete Louis Schuler in der Göppinger Sauerbrunnengasse eine Schlosserei und begann einige Jahre später mit dem Bau von Blechbearbeitungsmaschinen.
Trotz einiger Rückschläge in den politisch bewegten Zeiten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab Schuler nicht auf. Seine Hartnäckigkeit und sein Sinn fürs Geschäft sorgten bald dafür, dass es steil bergauf ging. 1885 – ein Jahr zuvor hatte sein Sohn Louis Schuler der Jüngere die Leitung übernommen – verkaufte das Unternehmen Münzprägepressen nach China. In diesem Bereich zählt Schuler auch heute noch zu den führenden Unternehmen. „Wenn Sie Ihr Kleingeld zählen, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Münze aus einer Schuler-Presse dabei“, sagt Klebert. Louis Schuler der Jüngere setzte auf neue Verfahren der Umformtechnik und meldete mehrere Patente an. Dann, im Jahr 1900, standen die Besucher der Weltausstellung in Paris staunend vor der ersten Transferpresse der Welt – made by Schuler. Von der Innovationskraft des Unternehmens machte auch Graf Zeppelin Gebrauch. 1909 musste er mit seinem Luftschiff in der Nähe von Göppingen notlanden. Den herbeigerufenen Schuler-Mitarbeitern gelang es, dass Schiff wieder flott zu bekommen. Dem Dankesschreiben von Zeppelin folgte später ein Auftrag über 400.000 Leichtmetallstreben.
Mit dem Aufstieg der Automobilindustrie Anfang des 20. Jahrhunderts erschloss Schuler für seine Umformtechnik ein neues Geschäftsfeld. Immer mehr Autohersteller vertrauten den Pressen aus Göppingen. Der Konzern trieb seine Internationalisierung weiter voran, ohne dabei zu vergessen, woher er kam. „Unser Firmengründer Louis Schuler hatte in den Blechbearbeitungsmaschinen nicht nur den enormen technischen, sondern auch ökonomischen Nutzen erkannt und war damit seiner damaligen Zeit weit voraus. Diesen Ansatz verfolgen wir bei Schuler bis zum heutigen Tag“, sagt Vorstandsvorsitzender Klebert. Auch Außenstehende lässt das Unternehmen am Wissen seiner Experten teilhaben. Die Schuler Akademie bietet vom Anlagenbediener bis zum Fertigungsplaner praxisorientierte Seminare und Schulungen an unterschiedlichen Standorten, unter anderem auch in Göppingen, an. Heute ist die Schuler AG ein global agierendes Unternehmen mit über 5.000 Mitarbeitern, davon allein 1.200 in Göppingen, und einem Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Euro. Der Konzern ist heute der weltweit größte Pressenhersteller und nimmt auch die technologische Spitzenposition in der Umformtechnik ein. Ein Paradebeispiel für deutsche Ingenieurskunst, wie sie nur aus Göppingen kommen kann.

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In einer Werkhalle von Schuler

Schuler AG
Bahnhofstraße 41 73033 Göppingen